Die verschiedenen Perspektiven der Krisentheoretiker eint, dass sie den Menschen potenziell stets von Lebenserschütterungen konfrontiert sehen, denen er mit seinen bislang erlernten Bewältigungsstrategien eher erfolglos begegnet. Die ‚Wege zur Krise’ sind dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Je nachdem, ob und wie stark die Person ein ‚Gap’ zwischen der subjektiven Bedeutung des Problems und den persönlichen Bewältigungsressourcen ausmacht, reicht die Interpretation der Situation von
– ‚Ach, das wird schon’, über
– ‚‚Ich sehe die Lage als Möglichkeit zur Reifung meiner Persönlichkeit an’ bis hin zu
– ‚Wenn ich das nicht in den Griff bekomme, dann scheitere ich’ oder
– ‚Das macht mich fertig’.
Diese Bandbreite wirft Fragen auf wie:
- Wann beginnt eine Situation zu einer Krise zu werden?
- Ist jedwede formulierte Lebensschwierigkeit bereits ein potenzielles Thema für eine Intervention durch Dritte?
- Wie vermag ein Mensch seine erforderlichen Ressourcen zu erkennen, um aus dieser Kenntnis wohlüberlegt eine Unterstützung in Anspruch zu nehmen?
- Führen voreilige Schlüsse, einer erschütternden Situation nicht gewachsen zu sein, à la longue nicht zu einer ‚Psychiatrisierung’ von Vorgängen, die Menschen zwar gerne vermeiden oder zumindest nicht erneut erleben wollen, deren inhärente Aufgabenstellung jedoch zu den tiefsten Aspekten des Menschseins zählt?
- Welches Menschenbild ist angemessen, um einen Menschen in einer von ihm als Krise interpretierten Situation weder zu über- noch zu unterfordern?
- Wie geht man damit um, wenn ein Mensch eine Unterstützung sucht, die den vorhandenen Potenzialen und der eigenen Verantwortlichkeit des Klienten zuwiderläuft?