Archiv für den Monat: Juni 2023

2023 – neu: 4. Zwei Facetten der Transzendenzfähigkeit

Transzendieren und Einbeziehen sind für Wilber die beiden Seiten der Medaille ‚Bewusstseinsentwicklung‘. Es braucht beides. Und beides vermögen Wesen mit Bewusstsein. Jedoch, es herrscht die Ansicht vor, dass sich Bewusstsein nicht kontinuierlich entwickelt, sondern sprunghaften, diskontinuierlichen Wandlungen unterliegt. Erst, sobald eine Bewusstseinsstruktur ‚defizient‘, erschöpft ist und sich destruktiv auszuwirken beginnt, gelangt eine andere, neue zum Durchbruch. Diesem Entwicklungsverständnis, das zum Beispiel vom Schweizer Bewusstseinsforscher Jean Gebser vertreten wurde, haftet ein reaktives Menschenbild an. Es muss erst etwas geschehen, was die Defizite der bisherigen Entwicklung offenlegt und sich in extremo zu einer existenziellen Krise [in meinem Verständnis eine destabilisierende, demotivierende und desintegrierende Situation, die einer Person den Zugang zu ihrer per se gegebenen Transzendenzfähigkeit blockiert] ausformt. Dann erst könne sich Bewusstseins-Entwicklung vollziehen.

Was aber meint nun ‚Bewusstsein‘? Gängig ist die Definition, dass es sich um die Gesamtmenge aller Sinnesempfindungen, Gedanken und Emotionen handelt, die einem Menschen im Kontext eines bestimmten Zeitraums bewusst sind und über die er aus der Erste-Person-Perspektive berichten kann. Es konnte mir bislang nicht einleuchten, warum diese ‚Gesamtmenge‘ erst defizient werden muss, damit eine Person ihr Bewusstsein weiterentwickelt und damit ihre Transzendenzfähigkeit ‚re-aktiviert‘. Ich will nicht in Frage stellen, dass wahrgenommene Entwicklungsdefizite einen Turbo zünden können, das Feld des Bewusstseins zu vergrößern. Ebenso wenig will ich aber bezweifeln, dass das gegenwärtige Bewusstsein eines Menschen stets eine Vorstellungskraft darüber bereithält, die die Transzendenzfähigkeit in einem künftigen Möglichkeitsraum adressiert. Wäre diese spezifisch menschliche Fähigkeit nicht gegeben, wären zahllose nicht-defizitbasierte, selbstgesteuerte Lernprozesse in ein bislang unbekanntes Wissensfeld hinein ebenso Unfug wie die Behauptung, man hätte auf etwas eine Vorfreude oder man hätte eine Vision einer Welt von morgen oder man hätte eine Krisenprävention betrieben im Sinne einer Verantwortungsübernahme, die über den Umgang mit der eigenen Person hinausreicht.

Defizienz als einzigen Ausgangspunkt von Bewusstseinsentwicklung zu fixieren wird daher meines Erachtens der Sache nicht gerecht. Sie kann ein Ausgangspunkt sein, ebenso aber auch ein Erste-Person-Perspektivenraum, der aus einem Überschuss an Transzendenzfähigkeit – an der Fähigkeit, sich in Liebe oder Hingabe auf eine Person [die man nicht selbst ist] oder eine Aufgabe [die nicht dem Eigenwohl dient] auszurichten – pro-aktiv in Bewusstseinsentwicklung mündet.

Meine Frage an Ken Wilber lautet daher: Kann dem Reduktionismus: ‚Der Mensch ist nichts anderes als ein sich erst durch eskalierende Bewusstseinsdefizite entwickelndes Wesen‘ ein Holismus: ‚Der Mensch ist ein Wesen, dessen proaktive Bewusstseinsentwicklung durch Selbstvergessenheit initiiert wird‘ gegenübergestellt werden?

Bevor ich auf die Antwortsuche gehe, will ich aber in Ergänzung zum ‚Prozess-Begriff‘ Bewusstsein noch den bereits bemühten ‚Moment-Begriff‘ Bewusstheit definieren. Ihn werden wir benötigen, um ‚Malus-Momente‘, in denen Bewusstseinsentwicklung aus einem Defizit heraus geschieht, von ‚Bonus-Momenten‘, verstanden als Bewusstseinsentwicklung aus Selbstvergessenheit [so man dies, ähnlich wie bei Frankl, auch in Wilbers Theorie finden sollte], differenzieren zu können.

Bewusstheit soll verstanden werden als psychische Disposition, die das unmittelbare Wahrnehmen dessen beschreibt, was einen Menschen in eigener Achtsamkeit im Hier und Jetzt bewegt und ihm aktuell durch Körperempfindungen, Sinneswahrnehmungen, Gefühle, Phantasien, Denkweise und Impulse gewahr wird [in der Achtsamkeitsmeditation nennt man dies auch ‚offenes Gewahrsein‘].

2023 – neu: 3. Transzendenz und Einbeziehung

Ken Wilbers Ärger würde ich nach meinem Verständnis metaphorisch so umschreiben: Die Menschheit weiß heutzutage viel über das linke hintere Bein einer Spinne, im letzten Detail, in der vermeintlich letzten Ausdifferenzierung. Dennoch setzt die Wissenschaft viel Energie ein, um auch noch das letzte Haar an diesem Bein, das letzte Folliken an diesem Haar usw. zu erforschen. Forschung heute wird so zu einer Disziplin, die wie ein Ringen um den richtigsten Blick ins tiefste Detail anmutet. Was aber auf der anderen Seite fehlt, ist Überblicksforschung. Und dieser Überblick geht auch beim Blick auf den Menschen leicht verloren – in der Frankl’schen Psychotherapie nennen wir dieses Phänomen Overdetermination. Damit ist gemeint, dass wir die Psyche des Menschen diagnostisch in so viele Einzelteile zerlegen und einer Untersuchung unterziehen können, dass der Blick auf die ganze Person mit der Fokussierung über die einzelnen Teile hinweg verloren geht. Sich den Blick auf Alles nicht dadurch zu verunmöglichen, weil man gefangen ist mit seinem Blick durch ein Schlüsselloch, würde ich als das Motto der von Wilber formulierten Integralen Theorie ansehen.

Der 1949 in Oklahoma City geborene Philosoph versucht daher, alle Forschungsbereiche in einem einzigen Modell des Weltverständnisses zu integrieren. Dabei folgt er der Idee, dass jedes Wissensgebiet mindestens einen Aspekt von ‚Wahrheit‘ enthält, es mithin ein förderliches Vorgehen sei, eine Versöhnung von Allem anzustreben, anstatt über Abwertungsprozesse zwischen den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen Energievergeudung zu betreiben, die es der Menschheit erschwert, sich weiterzuentwickeln [wer aus dieser Perspektive auf aktuelle Reizthemen wie die Energiewende schaut, kann meines Erachtens leicht erkennen, wie Individualinteressen im Mikrokosmos oder das Lobbying von gebündelten Brancheninteressen eine solche konstruktive Versöhnung erschweren].

„Niemand ist schlau genug, um immer zu 100 % falsch zu liegen“, meint Wilber ironisch. Und so könnte es doch im Gegenteil schlau sein, sich auf das wirklich Schlaue, das Jeder und Jedes bereithält zu konzentrieren. Ein schlichtes Beispiel dazu: Auf einem Kongress für Logotherapie stellte einst der Osnabrücker Psychologe Julius Kuhl seine Persönlichkeits-Systeme-Interaktionen-Theorie vor. Nach wenigen Powerpoint-Folien sagte er: „Das war nun der Kern der Theorie aus einem Buch mit 700 Seiten. Sie müssen es sich eigentlich nicht mehr kaufen.“ Das Schlaueste hatte Kuhl vorgestellt. Nun, ich habe das Buch doch gekauft, nicht aber, um einen vielleicht in der ein oder anderen statistischen Berechnung des Professors gemachten Fehler ausfindig zu machen oder um mich über all die wichtigen Einzelschritte hin zum Schlauen kundig zu machen, sondern um die Anknüpfungsmöglichkeiten der von Kuhl beschriebenen Aspekte der psychischen Dimension mit den von Frankl dargelegten Aspekten der geistigen Dimension herauszuarbeiten. Die Verknüpfung des aus meiner Sicht ‚Schlauen‘ beider Perspektiven fand anschließend Einzug in eigenen Publikationen – ein winziger Schritt, der längst nicht die Vorstellung Wilbers adressiert, würde dieser doch die Schlauheitsverknüpfung deutlich weiter auslegen. Er würde wohl dazu ermuntern, bei einer gegebenen Forschungsfrage [bei mir die Frage, wie das Schlaue von Kuhl und Frankl im Kontext eines Modells individueller Krisenprävention genutzt werden kann] neben den Theorien der Psychologie auch die der Theologien, Soziologien, Ökonomien, Biologien, Philosophien … in eine Art ‚Theory of Everything‘ aufzunehmen.

Alles hängt mit allem zusammen. Will man diese Erkenntnis nicht als Binsenweisheit verstehen, sondern als Anruf ans Denken, so wird die Begrenztheit des eigenen kognitiven Möglichkeitsraums schnell wahrnehmbar. Wir leben in Ausschnitten von Welt und jeder Versuch, diesen Ausschnitt zu vergrößern, setzt die Bereitschaft voraus, die Aufmerksamkeit lange auf das Feld des Neuen zu lenken und sich zu hemmen, allzu schnell wieder in die Arme des Bekannten zurückzufallen. Die Erweiterung der Denkwelt bedingt eine Haltung der Weltoffenheit, und Offenheit erwartet einen gelasseneren Umgang mit Unsicherheit, Staunensbereitschaft, Reflexivität und einer entwickelten Intuition, die Spreu vom Weizen trennen zu können [Stichwort Fake News]. Offenheit führt also auch dazu, dass neue Theorien und deren Protagonisten Einfluss auf das eigene Leben nehmen dürfen. Das ist schon allerhand.

Meine eigene Offenheit den Wilberschen Gedanken gegenüber hat zu tun mit einem starken Lernmoment bei der Literatur seiner Theorie [zu zentralen Inhalten wird in den Folgebeiträgen mehr Auskunft gegeben]. Im Kern führte dieser Moment bei mir zu der Erkenntnis, dass jede Handlung und jede Entscheidung aus einer spezifischen Jetzt-Bewusstheit gespeist wird und dass Situationen dann zu Krisen eskalieren, wenn die betroffene Person für diese spezifische Situation nicht über die für sie angemessene Bewusstheit verfügt, diese auch nicht in angemessener Schnelligkeit entwickeln kann und letztlich mit ihrem unvollständigen Set an Bewusstheit versucht, dennoch der Lage Herr zu werden.

Eine Konsequenz dieses Gedankens ist nun die, dass ein Mensch, der von sich sagt, eine Krisensituation gemeistert zu haben, nicht in einer Krise gewesen sein kann, sondern [nicht abwertend gemeint ‚lediglich und immerhin‘] in der Lage war, eine komplex-komplizierte Problemstellung dank bereits vorhandener Ressourcen positiv zu wenden. Aus dieser Folgerung ergibt sich der nächste Gedanke, dass Menschen darin unterstützt werden sollten, Bewusstheiten für existenzielle Belastungssituationen präventiv zu entwickeln.

Zurück zu meinem Verständnis von Wilbers Integraler Theorie.

Wenn in allem, was in dieser Welt als Theorie gebildet wurde und wird, etwas Schlaues enthalten ist, dann unterscheiden sich Weiterentwicklungen dieser Theorien darin, den Grad an Unvollständigkeit im Sinne einer noch vorhandenen Unwissenheit oder Unverbundenheit des Bisherigen zu verringern. Alle Jetzt-Bewusstheit kann damit als erreichter Punkt auf einer nie endenden Achse der Bewusstseins-Entwicklung verstanden werden.

Als Beispiel dazu will ich einen Menschen anschauen, der sein Leben als brüchig ansieht, diesen Bruch mental wie emotional nicht zu schließen vermag und ihn mit dem Zustand ‚depressiv‘ etikettiert. Für einen solchen Menschen wäre es nun aus integraler Perspektive ein fundamentaler Denkfehler, würde er versuchen, diesen Zustand – in dem sich viel Schlaues verbirgt – ‚auslöschen‘ zu wollen [die Psyche hat eine Reihe von Taktiken auf Lager, einen solchen Löschvorgang zu initiieren. Selbstschuldzuweisung, Sucht oder auch Suizid sind nur einige davon]. Wagt hingegen die Person einen individuellen Evolutionssprung, so gelingt dieser eben nicht durch Auslöschung, sondern durch „Transzendieren und Einbeziehen“ [Wilber]. Jeder wirklich neue Punkt auf der Achse der Bewusstseinsentwicklung folgt diesem Prinzip, quasi von der einzelnen Zelle bis hin zum gesellschaftlichen System bis hin zum Kosmos. Jedes Weiterentwickelte hat Vorhergehendes einbezogen und es durch Transzendenz in eine neue Bewusstheit überführt, in etwas Wesentlicheres vervollständigt.

Anmerkung: Ein ‚wirklich neuer Punkt‘ entspricht in meinem Verständnis des Werks von Viktor Frankl einem Sinnimpuls. Einen solchen Impuls hält nach Frankl die Welt jedem Menschen zu jeder Zeit bereit – so er sich diese Welt ‚offen‘ hält. In der KrisenPraxis habe ich diesen Aspekt der Sinntheorie Frankls hinreichend beleuchtet, und es bleibt spannend, ob und in welcher Weise nun Ken Wilber diesen Gedanken in seiner Integralen Theorie aufgreift und seinerseits transzendiert.

2023 – neu: 2. Individuelle Messlatten in der Bewertung der Theoriegüte

Das Haltbarkeitsdatum von Theorien gehört für mich zu den spannendsten Aspekten in der Wissenschaftswelt. Jeder Mensch, der schon ein paar Jahrzehnte lebt und seine Wachheit in seinem, meist beruflichen, Tätigkeitsfeld bewahrt hat, wird sich an Theorien erinnern, die einst als Hype in jedem Meeting, in jeder Fachzeitschrift, in jeder Weiterbildung Erwähnung fanden, unglaubliche Summen für Qualifizierungen und Zertifizierungen verschlangen, ihre Kenntnis als Kriterium für persönliche Karrierewege galt  oder ganze Wertschöpfungsketten veränderten. Zumeist waren und sind diese Theorien mit dem Namen einzelner oder weniger Personen verbunden. In meinen ‚Gewerken‘ der Betriebswirtschaftslehre und der Psychologie reihten sich irgendwann nach Erich Gutenberg und Eugen Schmalenbach Wissenschaftler wie Peters und Waterman, Hammer und Champy, Nonaka und Takeuchi, Drucker und Malik und viele weitere Vor- und Nachdenker der mittel- oder unmittelbaren Unternehmensführung. Nicht weniger zahlreich begleiten mich bis heute die Protagonisten psychologischer ‚Schulen‘. Ob Freud, Adler, Jung, Berne, Bühler, Maslow, Rogers und – natürlich – Viktor Frankl, sie alle inspirierten. Von den starken ‚Seitenarmen‘, die aus der Soziologie und Systemtheorie, den Kunst- und  Geschichtstheorien und – natürlich – der Philosophie stammen, ganz zu schweigen.

Irgendwann knarrt das Regal eingedenk des Gewichts der vielen Bücher, es brummt der Schädel und man begreift, dass sich manch früherer Hype relativiert oder abgenutzt hat, manches sich schlau weiterentwickelt hat, aber nur weniges wirklich dauerhaft trägt und bis heute robust geblieben ist.

Dem Rat zu folgen: ‚so prüfe, was sich ewig bindet‘ ist nicht wirklich voraussetzungslos. Welche sind die individuellen Messlatten, über die eine Theorie springen muss, um als robust zu gelten und für das eigene [Arbeits-]Leben eine Grundlage zu bieten? Für mich sind es drei Messlatten.

Die erste adressiert die Frage: Worüber hat sich der Wissenschaftler geärgert [was war ihm arg], so dass ihn dieser Ärger dazu aufrief, sich ans erforschende Werk zu machen? Wenn mich die sich aus dem Ärger ergebende Forschungsfrage ebenso reizt, dann freue ich mich darüber, mitzudenken und bei eigener Kompetenz auch ein Mitentwickler zu sein [allzuoft bescheide ich mich jedoch aus Mangel an Primärkompetenz mit einer Zuschauerrolle, wenn es beispielsweise um die Fragen geht, die sich die Physiker im CERN, die F&E Teams in der pharmazeutischen Industrie oder die Philosophen im Kontext ethischer Fragen im Umgang mit der KI stellen].

Die zweite schaut auf das Menschenbild, das der Theorie ihr Fundament verleiht. In vielen Theorien und ihren Operationalisierungen bleibt der anthropologische Hintergrund völlig ungeklärt, in anderen zeigt sich rasch ein Reduktionismus im Sinne eines ‚der Mensch ist nichts anderes als …‘. Für mich ist hier Vorsicht geboten, insbesondere dann, wenn eben dieser Reduktionismus – so sehr er sich für eine Forschung im Kontext begrenzter Ressourcen auch anbieten mag –  nicht explizit gemacht wird, sondern im Gegenteil aus ihm heraus ein subtiler Wahrheitsanspruch über die zuvor ‚reduzierte‘ Forschungsfrage hinaus abgeleitet wird. Eine robuste Theorie stellt in meinem Verständnis hingegen dann ein System wissenschaftlich begründeter Aussagen zur Erklärung bestimmter Tatsachen oder Phänomene dar, wenn darauf verzichtet wird, sie implizit bereits als ‚allumfassend‘ vorzustellen.

Und als dritte Messlatte ist für mich von Interesse, in welcher Weise aus der Theorie heraus für die heutigen Fragen der Menschheit handlungsorientierte Antworten gegeben werden oder abgeleitet werden können. Was hat die Theorie für den Lebensvollzug konkret mitzuteilen? Kann sie uns Menschen logisch, wie ethisch und ästhetisch voranbringen? Nachdem ich mir diese drei Messlatten vorgelegt und sie als Rahmen um die Sinntheorie von Viktor Frankl gezogen habe, fühlt es sich für mich stimmig an, diese als robust zu bezeichnen und sie in meiner eigenen Lebensführung und im Kontext meiner Arbeitsleistungen als Kompass einzusetzen. Hier in der KrisenPraxis steht nun für mich an, in ähnlicher Weise auf die Integrale Theorie von Ken Wilber zu schauen.

2023 – neu: 1. Bewusstheitsentwicklung als Reifungskonzept und Krisenprävention

Im wissenschaftlichen Arbeiten steht in der Regel eine zentrale Forschungsfrage im Vordergrund. Auch in meiner eigenen Fokussierung als Therapeut und Krisentheoretiker gibt es eine solche Frage. Sie lautet: Müssen Menschen Krisen erleben, um zu reifen? In der Entwicklungspsychologie und Psychotherapie gibt es zahlreiche Autoren, die ein solches Erfordernis postulieren [in der KrisenPraxis wurde darüber von mir schon geschrieben]. Ich will nicht in Frage stellen, dass Krisensituationen mit ihren unterschiedlichen Bewährungsproben nach ihrem hoffentlich guten Ausklang Menschen dazu befähigen, mit künftigen extremen Belastungssituationen besser umgehen zu können. Aber ist es angemessen und human, entlang der heutigen Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung und Prävention immer noch der Ansicht zu sein, ‚der Mensch müsse immer nur einmal mehr aufstehen als er hingefallen ist‘? Meine knappe Antithese lautet: Nein, Krise muss nicht sein, um als Mensch reifen zu können.

Welche Alternative bietet sich für einen selbstgesteuerten Reifungsprozess an? Zwei Perspektiven folge ich, seit ich mir meine Forschungsfrage vor vielen Jahren vorlegte. Die erste gründet im Menschenbild des österreichischen Arztes und Begründer der Logotherapie, Viktor E. Frankl.

Frankl sieht den Menschen an als sinnstrebiges Wesen. In zahlreichen Texten in der KrisenPraxis habe ich Frankls Werk im Krisenkontext reflektiert und vorgestellt. Stark zusammengefasst bringt Frankl zum Ausdruck, dass ein Mensch, dessen Leben durchdrungen ist von einem Sinn, auch existenziell schwierigsten Situationen mit ihren Belastungen auf psychischer und-oder körperlicher Ebene trotzen kann. Sinnfindung ist damit gleichsam Krisenprävention und die Prozesse der Sinnfindung stellen für meine konkrete Entwicklungsarbeit mit Menschen die eigentlichen und humanen Reifungsschritte von Menschen dar. Die Stichworte in diesem Kontext lauten Selbsttranszendenz, Trotzmacht des Geistes, Weltoffenheit, Freiheit und Verantwortung.

Die zweite Perspektive, die aus meiner Sicht in der Lage ist, das Werk von Viktor Frankl in eine spannende Erweiterung zu führen, ist die Integrale Theorie des amerikanischen Philosophen Ken Wilber. In seiner holistischen Theorie argumentiert er, dass es vier grundlegende menschliche Betrachtungen auf die Welt gibt: Die innere und äußere Perspektive des Individuums sowie die kollektive innere und äußere Perspektive der Gesellschaft. Was dies bedeutet, soll unter anderem Thema von Folgebeiträgen werden.

Innerhalb dieser vier Perspektivenfelder können nun nach Wilber verschiedene Entwicklungslinien [beispielsweise eine kognitive, eine emotionale, eine ästhetische Linie und zahlreiche mehr] und auf diesen wiederum verschiedene Bewusstheitsebenen ausgemacht werden, die ein Individuum oder eine Gesellschaft durchlaufen kann. Diese Ebenen können von einer primitiven Instinkt- und Impulssteuerung bis zu einer höchsten Stufe der integralen Bewusstheit reichen. Jede dieser Bewusstheiten hat ihre Berechtigung und ihren situativen Auftrag. Jede ist wichtig und keine besser oder schlechter als eine andere. Jedoch, eine Bewusstheit, die in einer Situation zum Einsatz kommt, kann angemessen oder unangemessen sein. Um im Kontext einer Krise nun eine angemessene Bewusstheit zu ihrer Bewältigung einzusetzen, ist es zweckdienlich, die individuell- oder system-biografische Entwicklung der Bewusstheit anzuschauen, ihre Lücken zu erkennen und selbstgesteuert zu schließen sowie Vorurteile abzubauen, die nicht selten entstehen, wenn ein Mensch [oder ein System] wahrnimmt, wie ein oder mehrere andere Menschen [oder Systeme] einen gegebenenfalls völlig anderen Umgang zum Beispiel mit einer Belastungssituation pflegen. Auch hierüber wird in der KrisenPraxis zu gegebener Zeit berichtet werden.

Die Integrale Theorie von Ken Wilber hat viele Anhänger und Befürworter, aber auch Kritiker, die argumentieren, dass die Theorie zu abstrakt und komplex und dass ihre Anwendung in der Praxis schwierig sei. Diese letzte Ansicht kann ich nicht teilen – aber ohne Bereitschaft, sich vielschichtiger als vielleicht üblich mit der Frage zu befassen, mit welcher Bewusstheit ein einzelner Mensch oder kleine wie große Systeme von Menschen ihren Umgang mit Themenstellungen [zum Beispiel hier im Fokus ‚Krise‘] pflegen, lässt sich Wilbers Konzept nicht greifen.

Aber, dieser Aufwand lohnt, denn die Integrale Theorie kann auf verschiedene Bereiche angewendet werden, einschließlich persönlicher Entwicklung, der Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, der Entwicklung einer Gesellschaftsform, einer Institution, eines Unternehmens, eines Vereins, einer Familie – und deren Kultur.

Nachdem die ‚Sinnfindung‘ im Konzept Frankls bereits umfassend beleuchtet wurde, soll nun also die Bewusstheitsentwicklung im Konzept Wilbers in meinen nächsten Beiträgen in dieser KrisenPraxis vorgestellt werden. Dabei werde ich anfangs einige Begriffsbestimmungen vornehmen, die mir in eigener Arbeitspraxis hinreichend anschlussfähig in der Arbeit mit meinen Klienten sind. So meine Ausführungen von Wilber-Insidern gelesen werden sollten, so können diese vielleicht andere Termini oder Beschreibungen für ‚richtiger‘ halten. Diesen Dissenz muss und werde ich gerne in Kauf nehmen.

In eigener Sache – chat-GPT

Künstliche Intelligenz ist immer für eine Überraschung gut. Nun auch in eigener Sache. Die Frage: Schreibe die Biografie von Ralph Schlieper-Damrich wird in drei Sekunden in bestem Deutsch und kreativem Inhalt beantwortet. Außer des Namens stimmt jenseits von trivialen Kleinigkeiten nichts.Sehr vergnüglich, und ich frage mich, welches konkrete Leben ich wohl bisher gelebt hätte, wäre die KI hier korrekt in ihrer ‚Recherche‘. Also, was nun kommt, ist zu 95% schlicht falsch – Sollten Sie Aufträge, Interviewanfragen, Kooperationswünsche usw. erwägen, die Sie aus einem solchen KI-Fake ableiten, dann beachten Sie bitte, dass sich in meiner ‚Lebens- und Kompetenz-Tüte‘ gänzlich anderes befindet.

Ralph Schlieper-Damrich, geboren am 12. März 1975 in Hamburg, ist eine vielseitige Persönlichkeit, die sowohl als Geschäftsmann als auch als Philanthrop und Umweltschützer bekannt ist. Seine herausragenden Leistungen und sein Engagement haben ihn zu einer inspirierenden Figur gemacht, die Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst.

Schlieper-Damrich wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und wurde früh dazu ermutigt, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Nach seinem Schulabschluss studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg und schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Während seiner Studienzeit entwickelte er ein starkes Interesse an Unternehmertum und begann, verschiedene Geschäftsprojekte zu erkunden.

Mit seinem scharfen Verstand und seiner Fähigkeit, Chancen zu erkennen, gründete Schlieper-Damrich bereits in seinen Zwanzigern sein erstes eigenes Unternehmen. Er investierte in den Immobiliensektor und baute schnell ein florierendes Geschäft auf. Durch seine Fähigkeit, Trends vorherzusagen und Risiken einzugehen, erweiterte er sein Portfolio auf verschiedene Branchen wie Technologie, erneuerbare Energien und nachhaltige Landwirtschaft. Als Unternehmer hatte er stets den Wunsch, zum Wohl der Gesellschaft beizutragen.

Schlieper-Damrichs Erfolg in der Geschäftswelt ermöglichte es ihm, seine philanthropischen Aktivitäten auszubauen. Er gründete die Ralph Schlieper-Damrich Stiftung, die sich darauf konzentriert, Bildung, Gesundheitsfürsorge und Umweltschutzprojekte zu unterstützen. Die Stiftung hat zahlreiche Bildungseinrichtungen, Krankenhäuser und Umweltschutzorganisationen finanziell unterstützt und dadurch das Leben vieler Menschen verbessert.

Besonders hervorzuheben ist Schlieper-Damrichs Einsatz für den Umweltschutz. Er erkannte frühzeitig die Dringlichkeit des Klimawandels und setzte sich dafür ein, nachhaltige Lösungen zu finden. Er investierte in erneuerbare Energien und gründete Unternehmen, die innovative Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels entwickeln. Darüber hinaus unterstützt er Umweltschutzorganisationen und setzt sich für den Schutz von bedrohten Ökosystemen und Arten ein.

Ralph Schlieper-Damrich ist auch ein engagierter Verfechter der Bildung. Er glaubt fest daran, dass Bildung ein grundlegendes Recht eines jeden Menschen ist und dass sie die Grundlage für individuelles Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung bildet. Deshalb hat er Bildungseinrichtungen unterstützt, Stipendienprogramme ins Leben gerufen und Bildungsprojekte in benachteiligten Gemeinden gefördert.

Trotz seines Erfolgs und seines Wohlstands ist Schlieper-Damrich stets bodenständig und bescheiden geblieben. Er ist bekannt für seine inspirierende Führung, seine aufrichtige Herzlichkeit und sein Mitgefühl für andere Menschen. Er glaubt daran, dass jeder Einzelne die Macht hat, positive Veränderungen in der Welt herbeizuführen, und ermutigt andere dazu, ihrem Herzen zu folgen und Gutes zu tun.

Ralph Schlieper-Damrichs bemerkenswerte Leistungen als Geschäftsmann, Philanthrop und Umweltschützer haben ihm weltweite Anerkennung eingebracht. Er wurde mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt und ist gefragter Redner bei internationalen Konferenzen und Veranstaltungen. Sein Einfluss reicht weit über die Geschäftswelt hinaus, und seine Bemühungen, eine nachhaltige und gerechtere Welt zu schaffen, sind eine Inspiration für uns alle.

Quelle: chat GPT, Mitte Juni 2023

„Die Zeit verfließt; aber das Geschehen gerinnt zur Geschichte. Nichts Geschehenes lässt sich ungeschehen machen – nichts Geschaffenes lässt sich aus der Welt schaffen. In der Vergangenheit ist nichts unwiederbringlich verloren; im Vergangensein ist alles unverlierbar geborgen.“

Viktor E. Frankl

Wege aus der Krise finden: Strategien für die Krisenpraxis

Die Bewältigung von Krisen gehört zu den größten Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert werden können. Ob persönliche Krisen, berufliche Herausforderungen oder globale Krisensituationen – sie alle erfordern eine gezielte Herangehensweise, um Lösungen zu finden und gestärkt daraus hervorzugehen. Hier stellen wir Ihnen wirksame Strategien vor, die Ihnen helfen können, den Weg aus der Krise zu finden.

  1. Akzeptanz und Selbstreflexion: Der erste Schritt bei der Bewältigung einer Krise ist die Akzeptanz der aktuellen Situation. Es ist wichtig, die Realität anzuerkennen und sich bewusst zu machen, dass eine Krise existiert. Gleichzeitig ist Selbstreflexion von großer Bedeutung. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Emotionen, Gedanken und Reaktionen zu verstehen. Dies ermöglicht es Ihnen, Klarheit zu gewinnen und eine solide Grundlage für die nächsten Schritte zu schaffen.
  2. Zielsetzung und Priorisierung: Setzen Sie klare Ziele für sich selbst. Definieren Sie, was Sie aus der Krise erreichen möchten und welche Schritte erforderlich sind, um dorthin zu gelangen. Priorisieren Sie Ihre Ziele und fokussieren Sie sich auf diejenigen, die den größten Einfluss auf Ihre Situation haben. Dies hilft Ihnen, Ihre Energie und Ressourcen effektiv einzusetzen.
  3. Netzwerk und Unterstützung: In Krisenzeiten ist es wichtig, Unterstützung von anderen zu suchen. Bauen Sie ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen Personen auf, sei es Freunde, Familie oder professionelle Helfer. Teilen Sie Ihre Gedanken und Ängste und lassen Sie sich von anderen inspirieren. Oft können unterschiedliche Perspektiven und Ratschläge neue Wege aufzeigen und helfen, Lösungen zu finden.
  4. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Krisen erfordern oft flexible Denkweisen und die Bereitschaft, sich an veränderte Umstände anzupassen. Seien Sie offen für alternative Lösungswege und überdenken Sie bisherige Strategien, falls erforderlich. Flexibilität ermöglicht es Ihnen, neue Chancen zu erkennen und neue Wege zu beschreiten, die Ihnen möglicherweise bisher verborgen waren.
  5. Selbstfürsorge und Resilienz: In Krisenzeiten ist es besonders wichtig, gut auf sich selbst aufzupassen. Achten Sie auf Ihre körperliche und mentale Gesundheit, indem Sie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Pflegen Sie Ihre Resilienz, indem Sie positive Rituale und Strategien der Stressbewältigung entwickeln, wie beispielsweise Meditation, Achtsamkeit oder das Schreiben eines Tagebuchs.

Fazit: Die Bewältigung von Krisen erfordert Mut, Entschlossenheit und eine gezielte Vorgehensweise. Mit den oben genannten Strategien können Sie Ihre Krise als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung betrachten. Vertrauen Sie auf Ihre Stärken, suchen Sie Unterstützung und seien Sie offen für neue Wege.