Die Krise als Theaterspiel – mit Grandezza, Dramatik oder einem enormen rhetorischen Aufwand verleiht dieser ‚Krisenakrobat’ seiner Belastungssituation nach außen fast eine gewisse spielerisch-trotzige Leichtigkeit. Gewähren ihm vertraute Personen keinen Beifall für seine Bemühungen der Krisenlösung, sondern sprechen ihn auf ein höheres Maß an Eigenverantwortlichkeit an, versteht er sich darauf, die Schuld für die eingetretene Situation bei anderen zu suchen und zu finden.
Eine reflexive sachliche Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen wird zurückgestellt – zu wuchtig wäre wohl der Schmerz. Lieber greift der Krisenluftikus zu Ablenkungen aller Art, bis seine Ausblendungsmethoden nicht mehr greifen und er ‚bei aller Freundschaft’ aufgefordert wird, endlich Position zu beziehen und einen Beitrag zur konstruktiven Veränderung der Situation zu leisten.
In der Begleitung dieser Person gilt es, ihre Realitätsresistenz, Naivität und Trotzigkeit durch eineermutigende, ernstnehmende Unterstützung mit bildhafter Gesprächsführung zu steuern, ohne sie für ihre Haltung zu belächeln oder ihre Ergebnisverantwortung in Frage zu stellen.
Günstig ist seine grundsätzliche Haltung ‚unter den Menschen gibt es viel mehr Kopien als Originale‘ [Picasso]. Sie bewahrt sie davor, fremdbestimmenden ‚Einflüsterungen’ von Dritten zu folgen und erhält ihr ihre Wahrnehmungsvielfalt und Handlungsflexibilität für wichtige Entscheidungen.
Wie spricht diese Person:
„Ist ja superklassetoll …; das mag ich – das mag ich nicht …; du schaust ja heute echt prächtig aus …; na, welchen Bock haben wir heute mal wieder geschossen?…; wer nicht will, der hat schon …; das ist ja ein feiner Zwirn, den Sie da anhaben…; lassen Sie uns abhängen und quatschen …; MAHLZEIT ! [morgens um 7 Uhr]; jetzt mal ganz entspannt bleiben …; ich mach mir ein Problem, wenn ich es hab …; das Leben kommt einfach immer um die Ecke …; …“
Was diese Person braucht: Kontakt, Spaß
Das Thema, das sie immer wieder latent in Stress führt: Eigenverantwortung
Wie diese Person sich zeigt, wenn ihr das Thema keinen Stress mehr bereitet: Aufrichtiges Bedauern
Wie diese Person sich zeigt, wenn sie dem Thema ausweicht: Sie empfindet eine Berechtigung zum Trotz




