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Stressverhalten und Krisenprävention

Heute arbeitete ich mit einem Mann, der sich in einer für ihn schweren Berufskrise befindet. Seinem Vater zuliebe hatte er Jura studiert, um in die elterliche Kanzlei einzusteigen. Als zum Ende seines Studiums sein Vater sich anders entscheidet und die Kanzlei veräußert, sieht sich der mittlerweile 30 Jahre alte Mann vor eine existenzielle Frage gestellt: Soll ich in der Juristerei bleiben oder einem früheren Lebenstraum nachgehen, nämlich in die Architektur wechseln?

Seinem Vater, dem er irgendwie nicht böse sein kann, hat er nach dessen ‚Verkündigung‘ gesagt, dass er es traurig finde, dass dieser offenbar keinen anderen Weg hat finden können als sein Lebenswerk zu verkaufen. Erst im Coaching tritt der Groll zutage, den er gegen seinen Vater hegt. An sich, so seine Reflexion, hat der Vater „meine Bedürfnisse mit Füßen getreten“ – „aber, wahrscheinlich ist ihm selbst schwer ums Herz geworden, als er erkannte, dass es doch nicht anders geht“.

Wie auch immer, er müsse ja nun eine Entscheidung treffen. Sein Dilemma: Er hat kein festes Einkommen oder größere Rücklagen, die es ihm ermöglichen würden, einen zweiten Studiengang zu beginnen. Zwar könnte er sich auf eine Festanstellung als Jurist bewerben, aber diese Idee behagt ihm nicht, da er sich nicht als ‚Angestellter‘ versteht. „Ein solches Arbeitsleben geht gar nicht“, ist er überzeugt. Seine größte Sorge ist die, nicht auf eigenen Beinen zu stehen. Seinen Vater in seine Überlegungen einzuweihen, will er nicht, „denn dieser hat die Situation ja schließlich mit verbockt“. Außerdem sei es nun für ihn wichtig, alleine klar zu kommen und sich so zu entscheiden, wie es nur für ihn passt – „aber wenn das auch nicht gelingt, dann weiß ich auch nicht, was dann geschieht.“
Der Klient zeigt deutliche Anzeichen eines ihn belastenden Stress …

Was geschieht nun, wenn ein Mensch in Stress gerät und zu wenig von der positiven Zuwendung erhält, die er braucht? Anfänglicher Stress, quasi Alltagsstress wird dadurch zu verringern versucht, indem eine Person ihre Verhaltensweisen in einer ersten psychischen Reaktion weiter verstärkt. Beispielsweise wird jemand, der einer Problemstellung vorrangig damit Herr zu werden versucht, zu recherchieren, zu analysieren, zu kalkulieren und sich vielfach zu informieren, dies noch intensiver tun („womöglich habe ich noch eine wichtige Datenquelle vergessen…“). Wird dieser Person nun aber keine ‚Anerkennung‘ für seine Denk-Leistungen zuteil, und sie erhält keine hinreichende Bestätigung für ihre Bemühungen, dann findet auf dem quasi nächsten Stresslevel eine Abwertung dessen statt, der oder das diese Anerkennung hätte geben können. Angenommen, dies wäre eine andere Person, dann würde der Stressgeplagte die Fähigkeit dieser Person in Frage stellen, ob sein sein Gegenüber überhaupt in der Lage ist nachzuvollziehen, wieviel Leistung in seiner Arbeit steckt.

Je mehr Stress im Spiel ist, umso negativer wird die Abwertung – einzig, weil es der Person nicht gelingt, ihren Stress herab zu regulieren und in ein gesundes Maß der Selbstberuhigung zu kommen. Es muss demnach etwas Schwerwiegendes sein, was diesen Prozess behindert, und das, was hier schwer wiegt, ist ein sogenanntes ‚Lebensthema‘.

Was nun könnte ein Lebensthema für einen solchen Menschen sein, der alles dafür tut, um die relevanten Daten, Informationen und Erfahrungswerte beisammen zu haben, um richtig, pünktlich, genau, korrekt … entscheiden und handeln zu können? Vor diesem Hintergrund wird klar, dass ihn Situationen schmerzen, in denen er einen Verlust oder einen Abschied erlebt. Für Menschen, ‚die an alles denken‘, und dann doch etwas verlieren [sei es materieller oder immaterieller Art] oder die eine Trennung erleben, die eine Person einleitet [z. B. Scheidung], ist ein solches Ereignis meist völlig unverständlich.

Anstatt nun den erlittenen Verlust oder Weggang mit dem passenden Gefühl des Traurigseins zu kommunizieren, äußern sich diese Menschen, die dies zu tun nicht gelernt haben, eher frustriert und verärgert.

Woran kann es liegen, dass ein passendes Gefühl nicht gelernt wurde? Dies können frühe kindliche Erfahrungen sein, bei denen das Kind beobachtete, wie erwachsene Personen mit ihrem Stress umgingen. Es können Glaubenssätze sein, die irgendwann einer Person ‚glauben‘ machten, nur ein bestimmtes Verhalten sei für den Umgang mit einer Stresssituation richtig. Schaut man hinter die von Mensch zu Mensch immer individuellen Kulissen, dann zeigt sich aber stets, dass ein authentisches Gefühl zu zeigen immer auch ein Stück weit zum Ausdruck bringt, fehlbar zu sein.

Niemand liegt immer zu 100% richtig, niemand bringt immer 100%ige Qualität, niemand hat immer zu 100% das Heft des Handelns in seiner Hand, niemand reflektiert eine Situation immer 100%ig vollständig, niemand fühlt immer 100% das was hilfreich wäre, niemand reagiert zu 100% passend gemäß dessen, was die Situation erfordert. Und doch glauben viele Menschen, dass sie nahe an diesen 100% dran sind. Erfahren sie dann kein positives Feedback, das stimmig ist mit dem, wie sie mit der Situation umgegangen sind (im Beispiel also kein Feedback für die Leistung der Datenanalyse …), dann kommt die Person in Stress und es beginnt die Eskalationsspirale.

Wenn Sie sich selbst oder andere Menschen Sie gut kennen, dann können Sie sich auf den Weg zu Ihrem zentralen Lebensthema machen. Ist dieses Thema noch unbewusst oder werden – obwohl bewusst – seine Auswirkungen unterdrückt oder verdrängt, dann besteht das Risiko, dass künftige belastende Ereignisse, die mit diesem Thema verbunden sind, als Krise interpretiert werden.

Von dem, was dann geschieht, haben wir im Kontext der Krisenintervention und Krisenprävention heute bereits eine recht genaue Vorstellung. In den folgenden Tagen stelle ich dazu ‚Porträts‘ vor, die – bewusst überzeichnet – eine Art Summe der Merkmale darstellen, die ich bei Menschen mit vergleichbaren Verhaltensweisen unter Krisenstress über viele Jahre hinweg habe beobachten konnen. Nach der Vorstellung dieser Porträts können Sie dann selbst zu dem eingangs beschriebenen Mann mit seiner Problemstellung zurückzukehren und zu überlegen, welches Porträt seinem Verhalten am ehesten entspricht …  Und wollen Sie dann selbst mehr über Ihre eigenen Verhaltensmuster unter Stress erfahren, mehr über Ihre möglichen Wege einer individuellen Krisenprävention, mehr über Ihr eigenes Lebensthema …, dann schreiben Sie mir gerne eine Mail.

 

Wege aus der Krise finden: Strategien für die Krisenpraxis

Die Bewältigung von Krisen gehört zu den größten Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert werden können. Ob persönliche Krisen, berufliche Herausforderungen oder globale Krisensituationen – sie alle erfordern eine gezielte Herangehensweise, um Lösungen zu finden und gestärkt daraus hervorzugehen. Hier stellen wir Ihnen wirksame Strategien vor, die Ihnen helfen können, den Weg aus der Krise zu finden.

  1. Akzeptanz und Selbstreflexion: Der erste Schritt bei der Bewältigung einer Krise ist die Akzeptanz der aktuellen Situation. Es ist wichtig, die Realität anzuerkennen und sich bewusst zu machen, dass eine Krise existiert. Gleichzeitig ist Selbstreflexion von großer Bedeutung. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Emotionen, Gedanken und Reaktionen zu verstehen. Dies ermöglicht es Ihnen, Klarheit zu gewinnen und eine solide Grundlage für die nächsten Schritte zu schaffen.
  2. Zielsetzung und Priorisierung: Setzen Sie klare Ziele für sich selbst. Definieren Sie, was Sie aus der Krise erreichen möchten und welche Schritte erforderlich sind, um dorthin zu gelangen. Priorisieren Sie Ihre Ziele und fokussieren Sie sich auf diejenigen, die den größten Einfluss auf Ihre Situation haben. Dies hilft Ihnen, Ihre Energie und Ressourcen effektiv einzusetzen.
  3. Netzwerk und Unterstützung: In Krisenzeiten ist es wichtig, Unterstützung von anderen zu suchen. Bauen Sie ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen Personen auf, sei es Freunde, Familie oder professionelle Helfer. Teilen Sie Ihre Gedanken und Ängste und lassen Sie sich von anderen inspirieren. Oft können unterschiedliche Perspektiven und Ratschläge neue Wege aufzeigen und helfen, Lösungen zu finden.
  4. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Krisen erfordern oft flexible Denkweisen und die Bereitschaft, sich an veränderte Umstände anzupassen. Seien Sie offen für alternative Lösungswege und überdenken Sie bisherige Strategien, falls erforderlich. Flexibilität ermöglicht es Ihnen, neue Chancen zu erkennen und neue Wege zu beschreiten, die Ihnen möglicherweise bisher verborgen waren.
  5. Selbstfürsorge und Resilienz: In Krisenzeiten ist es besonders wichtig, gut auf sich selbst aufzupassen. Achten Sie auf Ihre körperliche und mentale Gesundheit, indem Sie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung in Ihren Alltag integrieren. Pflegen Sie Ihre Resilienz, indem Sie positive Rituale und Strategien der Stressbewältigung entwickeln, wie beispielsweise Meditation, Achtsamkeit oder das Schreiben eines Tagebuchs.

Fazit: Die Bewältigung von Krisen erfordert Mut, Entschlossenheit und eine gezielte Vorgehensweise. Mit den oben genannten Strategien können Sie Ihre Krise als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung betrachten. Vertrauen Sie auf Ihre Stärken, suchen Sie Unterstützung und seien Sie offen für neue Wege.